Im Jahr 2025 stehen mehrere Jahrestage – oder Jubiläen, je nach Bezug – hier im Französischen Viertel an. Der Kalender ist da ziemlich unerbittlich, die Uhr tickt.
1935-2025: vor 90 Jahren wurde die Burgholzkaserne eröffnet & eingeweiht
Das Datum – genau war es am 28. Oktober 1935 – stammt aus der Zeit des sich ausbreitenden nationalsozialistischen Staats, aus der Zeit der Wiederaufrüstung nach dem 1. Weltkrieg und den stürmischen 1920er Jahren , als an vielen Stellen ähnliche Kasernen entstanden.
Das Datum zu feiern finde ich nicht passend, aber daran zu erinnern finde ich wichtig, weil es eben Fakt ist, dass die Wurzeln des heutigen bunten Stadtteils „Französisches Viertel“ in dem Areal einer ehemaligen Wehrmachtskaserne liegen, die 1934-35 auf der grünen Wiese vor den Toren Tübingens gebaut wurde. Mehr dazu in den Artikeln in TÜpedia hier.
1935 wurde die Kaserne mit der Flurnamenbezeichnung „Burgholzkaserne“ eingeweiht, 1938 bekam sie den „Kampfnamen“ Hindenburgkaserne, nach dem 1934 verstorbenen Reichspräsidenten und Weltkriegsgeneral Paul von Hindenburg.
2009 hat sich der angehende Geschichtslehrer Pierre Michael in einer Abschlussarbeit für das Fach Geschichte an der Uni Tübingen mit der Entstehungsgeschichte der Kaserne und den damit im Zusammenhang stehenden Herausforderungen für die Kommunalpolitik der Stadt Tübingen auseinandergesetzt. Die Arbeit wurde finanziell durch den damaligen FGV – den inzwischen aufgelösten FranzViertel-Gewerbeverein – unterstützt und unter anderem von mir etwas betreut.
Hier ist das PDF der Arbeit zum Download verfügbar – Danke an Pierre Michael, den FGV (posthum) und das Stadtarchiv Tübingen, das damals auch unterstützend aktiv war.
Es gab anlässlich einer Rundmail schon Überlegungen bei einigen Akteuren im Viertel – Werkstadthaus, Kultur im Viertel e.V., Künstlern bei „Offene Ateliers“ am 1.12., Leuten aus dem Forum-Französisches-Viertel-Verteiler – ob und wie dieser Jahrestag im Viertel seinen Niederschlag finden könnte – also in irgendeiner Form sichtbar oder erlebbar werden könnte.
Ein Idee war, (evtl. temporäre) Stelen mit Fotos aus der Zeit aufzustellen, die dann den Vergleich mit heute erlauben und so auf die Vergangenheit und die Entwicklung seither aufmerksam zu machen – zum Beispiel Armin Scharf fand das eine gute Möglichkeit, so die Vergangenheit sichtbar zu machen.
Eine andere Idee war eine offene Veranstaltung im Werkstadthaus, zum Beispiel initiiert z.B. vom Forum Französisches Viertel (Mailverteiler), bei der Bilder aus der Zeit gezeigt werden können, Erinnerungen geteilt werden können, und ein Gespräch darüber entstehen kann, was diese Vergangenheit für heute und die Zukunft bedeutet – vielleicht kombiniert mit dem Thema „80 Jahre – Franzosen in Tübingen“ und wenn möglich auch mit Zeitzeugen.
Eine weitere Idee aus dem Umfeld der Friedensbaum-Gruppe – die beteiligte Friedensbaum-Stiftung hat ihren Sitz ab 2025 in Jettenburg bei Tübingen – war eine Erneuerung & Bekräftigung des Friedenimpulses des Friedensbaums Widusalem, der ja auch eine Vergebungs-Dimension im Sinne des hawaiianischen Ho’o’pono pono – „in Ordnung bringen“ – beinhaltet, also sozusagen einen Aspekt „Frieden schließen, akzeptieren, vergeben – mit der Vergangenheit, der inkorporierten Absicht in den Kasernenbauten, den Ahnen, die damals beteiligt waren“.
Gerne können weitere Ideen und Anregungen an mich gerichtet werden zum Zwecke der Ergänzung hier – am liebsten mit Absender, aber auch anonym denkbar als Beitrag zur Debatte.